Gattung: Echte Ottern (Vipera)
Familie: Vipern (Viperidae)
Unterordnung: Schlangen (Serpentes)
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Die Kreuzotter ist die einzige giftige Schlangenart Bayerns. Ausgewachsene Tiere werden 50 bis 80 cm lang und wiegen zwischen 100 und 250g, wobei die weiblichen Tiere meist größer und schwerer sind als die Männchen. Die Farbe variiert von hellgrau über braun bis kupferrot und schwarz. Auf dem Rücken aller Grundfarben ist ein dunkel abgesetztes Zickzack- Band zu sehen, das am Hinterkopf in ein X- oder V-förmiges Zeichen mündet, von dem die Kreuzotter ihren Namen bekommen hat. Der ovale Kopf mit abgerundeter Schnauze setzt sich deutlich vom übrigen Körper ab. Im Gegensatz zur ungiftigen Ringelnatter sind die Pupillen bei der Kreuzotter senkrecht geschlitzt. Oft findet man bei gutem Anblick der Schlange eine Reihe weißer Schuppen entlang der Oberlippe, die Rückenschuppen sind mit einem Kiel versehen.
Kreuzottern leben vorwiegend tagaktiv, sehen jedoch schlecht. Durch die besondere Fähigkeit mancher Schlangen, jede kleinste Bodenerschütterung wahr zu nehmen und mit der zweiteiligen Zunge sehr gut „riechen“ zu können, finden sie sich in ihrer Umgebung auch ohne besonders gutes Augenlicht zurecht.
Die Kreuzotter weist innerhalb der Familie der Vipern das größte Verbreitungsgebiet auf, sie ist die einzige Schlangenart, die nördlich des nördlichen Polarkreises zu finden ist. In den Alpen sind Exemplare bis 3000m NN gesehen worden. Je nach Temperaturen im jeweiligen Lebensraum halten die Tiere bis zu 8 Monate Winterstarre in einem unterirdischen Versteck, welches sie oft mit anderen Artgenossen teilen und jährlich über Generationen nutzen.
Als wechselwarme Tiere sind die Kreuzottern auf Sonnenenergie angewiesen um sich aufzuwärmen. Als Lebensräume kommen deshalb nur Areale mit günstig, meist in der Nähe von Verstecken und den Winterquartieren, gelegenen Sonnenplätzen in Frage. Als Versteck nutzen die Kreuzottern normalerweise Zwergsträucher. Da diese im Palsweiser Moos fehlen, nutzen die Kreuzottern dort das Pfeifengras als Deckung.
Ist die Paarungszeit gekommen (April/Mai), kämpfen die Männchen um die Weibchen. Diese bringen zwischen August und Oktober zwischen fünf und fünfzehn Junge (140 – 200mm lang) zur Welt.
Als Nahrung dienen dieser Vipernart kleine Säugetiere, Jungvögel und Amphibien. Auch Eidechsen werden nicht verschmäht.
Kreuzottern sind lebendgebärend, „ovovivipar“, d. h. die Eier bleiben bis zum Schlüpfen im Körper des Weibchens. Diese sind dann besonders auf ungestörte Sonnenplätze angewiesen, die Sonneneinstrahlung entscheidet über den Geburtstermin und damit auch über die Überlebensrate des Wurfes. Die trächtigen Weibchen fressen während der Entwicklung der Brut nur, wenn sie zufällig auf Beutetiere treffen. Um ihre Energiereserven wieder aufzubauen werden die Weibchen gewöhnlich nur jedes zweite Jahr trächtig.
Rote und schwarze Varianten der Kreuzottern werden auch Kupfer- bzw. Höllenottern genannt. Abergläubische Menschen unterstellten diesen Exemplaren früher, dass deren Biss besonders gefährlich sei. Heute wissen wir, dass dies nicht stimmt. Der Biss einer jeden Kreuzotter ist für einen gesunden Erwachsenen zwar sehr unangenehm, in der Regel aber nicht lebensbedrohlich. Kreuzottern sind scheu und flüchten bei Gefahr. Zum Biss kommt es nur, wenn sich das Tier stark bedroht fühlt und keine Fluchtmöglichkeit mehr hat.
In Bayern gilt die Kreuzotter als stark gefährdet.
Neben der direkten Verfolgung (in Deutschland bis vor dem zweiten Weltkrieg) ist vor allem der Verlust oder Beeinträchtigung der natürlichen Lebensräume, überwiegend Mooren, für den Rückgang der Kreuzottern entscheidend. Damit schwindet die direkte Verfügbarkeit ihrer Beutetiere. Besonders die jungen Ottern sind betroffen, weil sie sich fast ausschließlich von kleinen Gras- und Moorfröschen und jungen Eidechsen ernähren.
Im Palsweiser Moos soll versucht werden, den Lebensraum durch Auslichtung und Anlage von Sonnenplätzen zu erweitern.